Reifen für Wohnmobil und Transporter
Zweimal im Jahr beglücken uns die diversen Fachzeitungen mit dem Thema Winterreifen und ein knappes halbes Jahr später, pünktlich zur Osterzeit rückt der Sommerreifen ins Rampenlicht.
Unvermeidlich sind dann die großen Reifentestaktionen, bei denen die Redakteure keinen Aufwand scheuen um einen Testsieger-Pneu zu präsentieren. Aber was folgt rational für uns Wohnmobillisten aus diesen Tests ? Gibt s den ultimativen Sommer oder Winterreifen für jeden ? Was ist mit den Ganzjahresreifen und überhaupt welcher Reifentyp sind Sie und Ich ?
Bei der Auslieferung meines ersten Clever Drive 600, im Jahre 2013, wurde dieser mit Michelin Leichtlaufreifen ausgerüstet. Das Nachfolgemodell, der Clever Celebration wurde auf Ganzjahresreifen der Firma Pirelli gestellt. Im Vorfeld konnte der Händler meines Vertrauens, jedoch nicht genau sagen, welcher Reifentyp es sein wird. Nur aus seiner Erfahrung wusste er zu berichten, dass es derzeit (2017) eben jene Ganzjahresreifen sind. Zu beachten sei, dass mein Satz Wintereifen vom 2013er Modell zwar prinzipiell passen würden, jedoch verfügen die neuen Fahrzeuge nun über ein Reifendruckkontrollsystem, dessen Sensoren in meinen Alten Felgen nicht vorhanden sind. Also verkaufte ich den Clever Drive mit seinen Sommerreifen und ich nutze seit dem die original ausgelieferten Reifen für das ganze Jahr. Der damals angeschaffte Satz Winterreifen schlummert seit dem fast unbenutzt in den Regalen meines Reifenfachhändler. Daraus folgt aber nicht, dass Ganzjahresreifen ideal für alle Bedingungen sind, daher komme ich zu der Erkenntnis, dass wir alle recht unterschiedliche Anforderungen an einen optimalen Wohnmobilreifen haben. Der Wintercamper wird stets zwischen den Reifentypen saisonal wechseln. Die Camper, die Ihr Wohnmobil über den Winter einmotten, bleiben wahrscheinlich bei ihren Sommerreifen und ich mache eigentlich für meine Nordwestdeutsche Heimat ganz gute Erfahrungen mit den Ganzjahresreifen.
Wer also nicht auf ein 100% wintertaugliches Wohnmobil angewiesen ist, wer die Kosten für den Reifenwechsel und die Einlagerung kalkulieren muss, für den ist der Ganzjahresreifen eine gute Wahl. Viele Reifenfachbetriebe, sehen das naturgemäß anders, denn ihr Geschäftsmodell basiert auf der Dienstleistung des Wechselns. Bevor wir also uns über die Testberichte der Fachzeitungen her machen, sollten wir zu erst einmal rational die Frage des „Welcher Reifentyp bin ich“ klären.
Oft sind die teuren Markenreifen auch die Testsieger der Vergleiche. Hier lohnt sich jedoch ein Blick hinter die Kulissen der Reifenindustrie. Die Firma Continental, produziert in Osteuropa unter dem Label Barum. Auf einem PKW habe ich einen solchen Reifentyp verbaut. Sein Profil ähnelt dem typischen Contoi Contact der Muttergesellschaft. Eine Nachfrage bei dem Reifenhändler meines Vertrauens ergab, dass Conti seine Werkzeuge einer ausgelaufenen Technologie an Barum ich in die Tschechei liefert, die dann dort preiswerter weiter verwendet werden.
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(Werbung/Adsense) Beispiel für einen preiswerten Tranporterreifen für den Fiat Ducato und Citroen Jumper. Barum ist eine Tochtergesellschaft der Conti AG
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Eine Reifenempfehlung soll damit für unsere Wohnmobile nicht ausgesprochen worden sein. Aber es lohnt sich, intensiver hinter die Kulissen zu blicken.
Hier nun ein paar Reifengrundlagen, speziell für Transporter und Wohnmobile.
ECE Normierung
Die gesetzlichen Regelungen zur Pkw-Bereifung werden durch den § 36 StVZO, die Kennzeichnung der Reifen durch §36 StVZO Abs. 7 gesetzlich festgelegt. Danach sind Reifen entsprechend der europäischen Vorschrift ECE-R 30 genormt. Diese Vorschrift regelt die verpflichtenden Beschriftungen der Reifenflanken.

Wenn auf Ihrem Wohnmobil die Reifenbeschriftung von den Daten in Ihrem Fahrzeugschein abweichen, ist das kein Grund zur Sorge. Im Fahrzeugschein können Dimensionen für die Vorder – und Hinterachse eingetragen werden. Weitere mögliche Reifengrößen stehen im sogenannten CoC-Dokument (Certification of Conformity, zu deutsch: EG Übereinstimmungserklärung) unter den Ziffern 32. Bereifung der Räder: Das CoC gehört zu den Fahrzeugunterlagen und ist zb: für die Erstzulassung unerlässlich.
Schauen wir uns nun die Bedeutung der Reifenbeschriftung am Beispiel eines typischen Vertreters an. Der Fiat Ducato und seine französischen Geschwister (Citroen Jumoer und Peugeot Boxer), werden in der Kastenwagenversion bis 3,5 Tonnen mit den folgenden Reifen bestückt.

Pos |
Beschreibung |
01 |
Breite der Reifenlauffläche in Millimeter hier 225 |
02 |
Verhälnis der Höhe zur Breite in % hier 70 |
03 |
Radialreifen R |
04 |
Felgendurchmesser in Zoll hier 15 |
05 |
Kennung für Traporter Reifen C = Cargo oder Comercial |
06 |
Lastindex siehe Tabelle |
07 |
Anzahl Gewebelagen früher als Lastindikator |
08 |
M + S Kennung für Ganzjahresreifen |
09 |
Schneeflocke = zuläßig unter winterlichen Bedingungen |
Warum man die Tragfähigkeit indiziert hat, statt den Wert in Kilogramm nicht direkt anzugeben, erschließt sich mir nicht recht. Also folgt nun die Umrechnungstabelle. Unser Reifen mit dem Index 112/110 (je nach Reifenfülldruck) entspricht einer Belastung von 1060 bis 1090 KG
Index | Je Reifen Kg | Index | Je Reifen Kg | Index | Je Reifen Kg |
19 | 77,5 | 81 | 462 | 143 | 2725 |
20 | 80 | 82 | 475 | 144 | 2800 |
21 | 82,5 | 83 | 487 | 145 | 2900 |
22 | 85 | 84 | 500 | 146 | 3000 |
23 | 87,5 | 85 | 515 | 147 | 3075 |
24 | 90 | 86 | 530 | 148 | 3150 |
25 | 92,5 | 87 | 545 | 149 | 3250 |
26 | 95 | 88 | 560 | 150 | 3350 |
27 | 97,5 | 89 | 580 | 151 | 3450 |
28 | 100 | 90 | 600 | 152 | 3550 |
29 | 103 | 91 | 615 | 153 | 3650 |
30 | 106 | 92 | 630 | 154 | 3750 |
31 | 109 | 93 | 650 | 155 | 3875 |
32 | 112 | 94 | 670 | 156 | 4000 |
33 | 115 | 95 | 690 | 157 | 4125 |
34 | 118 | 96 | 710 | 158 | 4250 |
35 | 121 | 97 | 730 | 159 | 4375 |
36 | 125 | 98 | 750 | 160 | 4500 |
37 | 128 | 99 | 775 | 161 | 4625 |
38 | 132 | 100 | 800 | 162 | 4750 |
39 | 136 | 101 | 825 | 163 | 4875 |
40 | 140 | 102 | 850 | 164 | 5000 |
41 | 145 | 103 | 875 | 165 | 5150 |
42 | 150 | 104 | 900 | 166 | 5300 |
43 | 155 | 105 | 925 | 167 | 5450 |
44 | 160 | 106 | 950 | 168 | 5600 |
45 | 165 | 107 | 975 | 169 | 5850 |
46 | 170 | 108 | 1000 | 170 | 6000 |
47 | 175 | 109 | 1030 | 171 | 6150 |
48 | 180 | 110 | 1060 | 172 | 6300 |
49 | 185 | 111 | 1090 | 173 | 6500 |
50 | 190 | 112 | 1120 | 174 | 6700 |
51 | 195 | 113 | 1150 | 175 | 6900 |
52 | 200 | 114 | 1180 | 176 | 7100 |
53 | 206 | 115 | 1215 | 177 | 7300 |
54 | 212 | 116 | 1250 | 178 | 7500 |
55 | 218 | 117 | 1285 | 179 | 7750 |
56 | 224 | 118 | 1320 | 180 | 8000 |
57 | 230 | 119 | 1360 | 181 | 8250 |
58 | 236 | 120 | 1400 | 182 | 8500 |
59 | 243 | 121 | 1450 | 183 | 8750 |
60 | 250 | 122 | 1500 | 184 | 9000 |
61 | 257 | 123 | 1550 | 185 | 9250 |
62 | 265 | 124 | 1600 | 186 | 9500 |
63 | 272 | 125 | 1650 | 187 | 9750 |
64 | 280 | 126 | 1700 | 188 | 10000 |
65 | 290 | 127 | 1750 | 189 | 10300 |
66 | 300 | 128 | 1800 | 190 | 10600 |
67 | 307 | 129 | 1850 | 191 | 10900 |
68 | 315 | 130 | 1900 | 192 | 11200 |
69 | 325 | 131 | 1950 | 193 | 11500 |
70 | 335 | 132 | 2000 | 194 | 11800 |
71 | 345 | 133 | 2060 | 195 | 12150 |
72 | 355 | 134 | 2120 | 196 | 12500 |
73 | 365 | 135 | 2180 | 197 | 12850 |
74 | 375 | 136 | 2240 | 198 | 13200 |
75 | 387 | 137 | 2300 | 199 | 13600 |
76 | 400 | 138 | 2360 | 200 | 14000 |
77 | 412 | 139 | 2430 | 201 | 14500 |
78 | 425 | 140 | 2500 | 202 | 15000 |
79 | 437 | 141 | 2575 | 203 | 15550 |
80 | 450 | 142 | 2650 | 204 | 16000 |
RDKS Reifen Druck Kontroll System

Seit dem 1. November 2014 ist für neu zugelassene Pkw ist ein EU-konformes Reifendruck-Kontrollsystem (RDKS) zwingend vorgeschrieben. Einen Teil der Wohnmobile (wenn sie herstellerseitig entsprechend homologiert sind) betrifft diese Vorschrift auch. Betroffen sind zumeist die schwereren Modelle, die als Nutzfahrzeugklasse (beginnt ab 2,5t N1) zugelassen wurden. Speziell bei diesen Fahrzeugen wird der Druck über, in den Felgen verbaute, Sensoren gemessen. Indirekte Systeme nutzen differierende Werte der ESP Sendoren, weil ein Reifen mit geringerem Luftdruck einen anderen Radumfang besitzt. Das indirekte System ist zwar preiswerter, wenn es um den Radwechsel geht, aber hier muss das System angelernt werden.
DOT Reifenalter an Hand der DOT-Nummer feststellen
Sowohl für Käufer eines neuen Wohnmobils, als auch für die Käufer von gebrauchten Wohnmobilen, ist die DOT Nummer auf den Reifenflanken, eine sehr informative Quelle. Aus der DOT (US Department of Transportation – offenbar war europäische Union bisher nicht in der Lage etwas eigenes auf die Beine zu stellen…) lässt sich die Kalenderwoche (die ersten beiden Ziffern) und das Herstellungsjahr (letzten beiden Ziffern) auslesen.

Unser Clever Celebration wurde Ende November 2017 an uns ausgeliefert, seine Reifen stammen aus der 16ten Woche des Jahres 2017. Folglich war das Fahrzeug zu diesem Zeitpunkt noch nicht auf den Bändern der Selva, dem italienischen Werk der Ducatos, Jumper und Boxer.
Bei dem Kauf eines gebrauchten Wohnmobil, sollten die Reifen nicht älter als 6 bis sieben Jahre sein. Die Elastizität des Materials lässt mit zunehmenden Alter derart nach, dass auch ein optisch gutes Profil so verhärtet ist, das es zu wenig grip aufbauen kann.
Fazit
Der Wohnort, die Fahrgewohnheiten, die Zielregion für unsere Reisen und der eigene Geldbeutel sind ausschlaggebend für unseren persönlichen Reifentyp. Es lohnt sich bei den Reifenherstellern nach alternativen Marken zu suchen. Diese evtl. etwas ältere Technologie kann bares Geld sparen und muss nicht zwangsläufig schlechter, bzw weniger haltbar sein.